Vom Mitarbeiter zur Führungskraft

Eigentlich ist es doch eine gute Nachricht: Der Sprung vom Mitarbeiter zur Führungskraft ist eine spannende, aber auch herausfordernde Reise. Plötzlich sind Sie nicht mehr nur Teil des Teams, sondern Sie stehen an der Spitze und tragen mehr Verantwortung. Der Wechsel in eine Führungsrolle kann verschiedene Probleme mit sich bringen, sowohl für die frisch gebackene Führungskraft als auch für die bisherigen Teammitglieder. 

Die neue Aufgabe als Führungskraft 

Für die neue Führungskraft kann die neue Herausforderung eine ziemliche Achterbahnfahrt sein. Einerseits freut Sie sich über die Beförderung und das Vertrauen. Es ist eine Form von Wertschätzung, wenn das Unternehmen einem Mitarbeiter diese Führungsposition zutraut. 

Andererseits kann es auch zu Selbstzweifeln und Unsicherheiten führen. Sind Sie der neuen Verantwortung gewachsen? Finden Sie eine die Balance zwischen Autorität und Kollegialität? Es kann auch sein, dass sich der Rollenwechsel vom Kollegen zum Vorgesetzten wie eine Isolation anfühlt, weil Sie nicht mehr auf derselben Ebene wie der Rest vom Team agieren. Diese Isolation kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, Unterstützung bei Ihren Projekten zu finden.

Zwischen den Stühlen

Plötzlich befinden Sie sich in einer Sandwichposition: Auf der einen Seite steht die kollegiale Verbundenheit, auf der anderen Seite kommen Anforderungen und Vorgaben aus dem Management dazu. Jetzt gilt es, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen oder sie zumindest umzusetzen. Aufgaben, die Sie bislang selbst durchgeführt haben, müssen Sie delegieren. Sie sind in der Situation, Arbeitsleistungen der bisherigen Kollegen zu bewerten und zu reflektieren. Wenn Sie vom Kollegen zur Führungskraft aufsteigen, ändert sich Ihr persönliches Aufgabenspektrum.

Fachliche versus disziplinarische Führung

Welcher Art sind die neuen Führungsaufgaben? Eine grobe Unterscheidung ist nach fachlicher und disziplinarischer (auch organisatorischer) Leitungsfunktion möglich. 

Fachliche Vorgesetzte: Wenn Sie Experte auf Ihren Gebiet sind, über fundiertes Fachwissen oder besondere fachliche Kompetenz verfügen und in der Vergangenheit knifflige Projekte erfolgreich abgeschlossen haben, werden Sie vielleicht zum mitarbeitenden, fachlichen Vorgesetzten. Dann ist Ihre Aufgabe, den Teammitgliedern mit Ihrer Kompetenz im Arbeitsalltag zu helfen. Technische Fragen, Coachen der Teammitglieder oder ihnen Tipps geben, Abstimmung zwischen Konstruktion und Produktion, Bewertung von Angeboten aus dem Vertrieb – das gehört jetzt zu Ihren Aufgaben. Sie haben damit das Recht (und die Pflicht), die Handlungsanweisungen zu geben, die zur Erfüllung der Aufgaben „Ihrer“ Mitarbeiter erforderlich sind.

Fachliche Führungskräfte teilen den Teammitgliedern passende Aufgaben zu, koordinieren die Projektarbeit, empfehlen Weiterbildungen oder helfen neuen Mitarbeitern in den ersten Wochen, sich einzuarbeiten. 

Disziplinarische Vorgesetzte:  In dieser Rolle haben Sie das Gesamtprojekt und die strategischen Ziele des Unternehmens im Fokus und verfügen über disziplinarische und arbeitsrechtliche Weisungsbefugnis. Sie beurteilen die Arbeitsleistung der einzelnen Mitarbeiter und sind oft für die Koordination größerer Einheiten – zum Beispiel mehrerer Teams, die an einem Projekt arbeiten, zuständig. Sie werden dafür bezahlt, dass die Ziele erreicht werden und binden dafür die fachlichen Kollegen bei Bedarf mit ein.

Eine Trennung dieser Aufgabengebiete kann dabei helfen, den Schritt vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten etwas zu erleichtern. Die fachliche Führungskraft kann in der ersten Phase Führungskompetenzen und einen eigenen Führungsstil entwickeln und später auch die disziplinarischen Aufgaben übernehmen. 

Als neue Führungskraft das Team mitnehmen

Im bisherigen Team können ebenfalls Spannungen entstehen. Die Kollegen könnten Schwierigkeiten haben, den neuen Vorgesetzen in seiner neuen Position zu akzeptieren. Es könnte Neid und Eifersucht geben, wenn andere sich auch Chancen auf die Stelle ausgerechnet haben. Das vertraute Miteinander wird sich verändern, und es kann zu Missverständnissen und Konflikten kommen.

Aber es geht auch andersherum: Das Team freut sich, weil es ein anerkanntes Mitglied aus dem eigenen Kreis in die Runde der Chefs geschafft hat. Dann ist es bereit, den Ex-Kollegen dabei zu unterstützen, sich als Führungskraft zu entwickeln. Man sieht: Mitarbeitermotivation ist für eine gute Führungskraft der Schlüssel zum Erfolg.

Die Stimmung im Team erkennen

Um diese Probleme zu erkennen, ist es wichtig, aufmerksam und sensibel zu sein. Ein erstes Indiz sind Veränderungen im Verhalten der Kollegen. Falls sie plötzlich distanziert oder unkooperativ erscheinen, könnte das ein Zeichen für Unzufriedenheit oder Unsicherheit sein.

Kommunikation ist der Schlüssel, sowohl gegenüber dem gesamten Team als auch mit einzelnen Mitarbeitern. Für eine erfolgreiche Führungskraft ist eine angemessene Balance zwischen dem Verständnis für die Anliegen der Mitarbeiter und den Anforderungen der Aufgabe wichtig.

Erfolgreich vom Kollegen zum Vorgesetzten

Wichtigster Punkt:  Seien Sie transparent und offen mit dem Team. Erläutern Sie, warum Sie die neue Rolle übernommen haben, was Sie damit verbinden und welche Ziele Sie verfolgen. Zeigen Sie, dass Sie weiterhin Teil des Teams sind und dessen Unterstützung schätzen. Manchmal hilft eine kleine Ansprache, ein Dank an das Team und die Bitte um weitere Unterstützung. Kommunizieren Sie Erwartungen und Ziele, und lassen Sie Raum für Rückfragen. Das schafft Vertrauen und zeigt, dass Sie die Verantwortung ernst nehmen.

Vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten

Zeit für die Entwicklung der Führungsqualitäten

Niemand ist für eine Rolle als Führungskraft geboren. Geben Sie sich selbst Zeit, das neue Ausgabengebiet zu entdecken und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es ist völlig normal, am Anfang noch nicht alles perfekt klappt. Um die Führungsrolle schnell und professionell auszufüllen, sind Mentoren oder Kollegen mit Führungserfahrung hilfreich. Sie können wertvolle Tipps und Unterstützung geben. Oder: Wie wäre es mit einer Schulung oder einem Seminar für Nachwuchskräfte? Im Idealfall hilft eine professionelle Begleitung durch qualifizierten Coaches bei der Übernahme der neuen Aufgaben. Dort können Sie nicht nur Ihre bisherigen Erfahrungen reflektieren, sondern auch neue Methoden kennenlernen und wertvolle Praxistipps mitnehmen. Einen Beitrag zur Teamentwicklung vom Juni ’24 finden Sie auf unserer Blogsite.

Probleme aktiv angehen

Wenn es zu Problemen kommt, müssen diese aktiv angegangen werden. Wir haben im Juli ’24 einen Beitrag zum Thema »Konfliktmanagement bereitgestellt. Sprechen Sie offen mit betroffenen Kollegen und versuchen Sie, deren Perspektive zu verstehen. Zeigen Sie Empathie und sein Sie bereit, Kompromisse einzugehen. Aber: Sie haben eine neue Rolle, und in dieser Rolle dürfen und müssen Sie Führungsverantwortung übernehmen. Eine zentrale Führungsaufgabe ist die Mitarbeiterführung im Team. Machen Sie den Kollegen deutlich, dass sich beim Wechsel nicht nur die Jobbezeichnung, sondern auch die Verantwortlichkeit geändert hat. Oft hilft externe Unterstützung in Form von Coaching oder Mediation.

Eine Frage der Einstellung

Letztendlich kann der Wechsel vom Mitarbeiter zur Führungskraft optimal gemeistert werden, wenn die Einstellung stimmt und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Es erfordert Mut, Offenheit und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Wenn Sie diese Eigenschaften mitbringen, werden Sie nicht nur als Führungskraft erfolgreich sein, sondern auch das Vertrauen und den Respekt Ihres Teams gewinnen. Und das ist doch das Wichtigste, oder?

Du oder Sie?

Dafür gibt es eine Faustregel. Wenn Sie die Kollegen bislang geduzt haben, sollten Sie das nicht ändern. Das gilt auch für das Siezen. Bleiben Sie bei der bisherigen Form der Anrede und versichern Sie, dass Sie alle unabhängig von der Anrede gleich behandeln werden. 

Zehn Punkte für einen erfolgreichen Start als Führungskraft

  1. Zeit für den Rollenwechsel: Der Übergang vom Kollegen zum Vorgesetzten kann Unsicherheiten auslösen. Nehmen Sie sich Zeit, mit der neuen Rolle und den Führungsaufgaben vertraut zu werden. Gehen Sie Veränderungen ruhig und überlegt an. Machen Sie sich auch klar, dass Sie zukünftig nicht mehr alle bisherigen Aufgaben selbst übernehmen können, sondern delegieren und kontrollieren müssen. 
  2. Isolation: Neue Führungskräfte können sich isoliert und einsam fühlen. Offenheit im Umgang mit dem bisherigen Team, Einzelgespräche mit ehemaligen Kollegen und Kontakte auf der neuen Führungsebene können hier entgegenwirken.
  3. Teamdynamik: Ehemalige Kollegen könnten Schwierigkeiten haben, die neue Position zu akzeptieren, was zu Neid und Eifersucht führen kann. Suchen Sie den Austausch, machen Sie aber auch klar, dass Sie auch in der neuen Rolle auf Kooperation setzen.  
  4. Kommunikation: Transparente und offene Kommunikation ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden. Zu Beginn der neuen Funktion haben Sie es in der Hand, neue Kommunikationsimpulse zu setzen. Machen Sie Entscheidungen transparent.
  5. Probleme ansprechen: Gehen Sie aktiv auf Probleme ein, sprechen Sie offen mit betroffenen Kollegen und zeigen Sie Empathie. Trennen Sie fachliche, organisatorische und persönliche Probleme.
  6. Unterstützung suchen: Suche Sie sich Mentoren oder Kollegen mit Führungserfahrung für Tipps und Unterstützung. Ziehen Sie bei Bedarf externe Unterstützung wie Coaching oder Mediation in Betracht.
  7. Weiterentwicklung: Natürliche Autorität reicht nicht aus, um ein Team dauerhaft zu führen. Sie benötigen einen Werkzeugkasten mit Tools für unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen. Fordern Sie von Ihren Vorgesetzen eine berufliche Weiterbildung ein. Gesprächsführung, Mitarbeiterförderung, Rollenspiele – alles was Ihnen hilft, die eigene Führungskompetenz  zu verbessern. Ein Seminar „Vom Mitarbeiter zur Führungskraft“ vor der Beförderung kann Sie individuell auf die neue Aufgabe vorbereiten. 
  8. Kontinuierliches Lernen: In der neuen Funktion sollten Sie kontinuierlich bereit sein, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Künftig wir das Team genau beobachten, wie Sie fachliche oder organisatorische Probleme lösen.
  9. Vertrauen und Respekt: Gewinnen und erhalten Sie Vertrauen und Respekt des Teams. Das ist keine Einbahnstraße, sondern funktioniert nur, wenn Sie die Mitarbeiter auch selbst respektvoll behandeln.
  10. Das Ganze im Blick: Sie müssen jetzt auch Entscheidungen durchsetzen, die außerhalb des Teams getroffen werden – positive oder negative. Ihr Team erwartet hingegen, dass Sie in der Hierarchie für deren Bedürfnisse eintreten. Auch hier gilt: Eine offene Kommunikation ist der beste Weg, eine Ausgleich zwischen diesen Anforderungen der Führungsrolle zu erreichen.

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